Trauerpost
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Suche du nichts. Es gibt nichts zu finden,

nichts zu ergründen. Finde dich ab.

Kommt ihre Zeit, dann blühen die Linden

über dem frisch geschaufelten Grab.

 

Kommt seine Zeit, dann schwindet das Dunkel,

funkelt das wiedergeborene Licht.

Nichts ist zu Ende. Alles geht weiter.

Und du wirst heiter. Oder auch nicht.

 

Zwischen Vergehn und Wiederbeginnen

liegt das Unmögliche. Und es geschieht.

Wie und warum waren nie zu ersinnen.

Neu klingt dem Neuen das uralte Lied.

 

Geh' nicht zu Grunde, den Sinn zu ergründen.

Suche du nicht. Dann magst du ihn finden.

 

(Mascha Kaléko)

(zugesandt von meiner lieben Schulfreundin Christl, die auch zwei Kinder hergeben musste)

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Es folgen jetzt einige Auszüge aus der Trauerpost, die allen, die Maxi nicht kannten, ein Bild von ihm vermitteln sollen.

Vorab möchte ich im Namen der ganzen Familie denen danken, die uns geschrieben haben. Wir wissen, wie schwer es ist, Worte zu finden, die Gefühle ausdrücken, gerade in Zeiten der Trauer. Ich habe die Karten und Briefe alle oft gelesen und habe hier nur einige niederschreiben können. Viele Eltern von Klassenkameraden, auch noch aus der Grundschulzeit, aber auch viele Mitschülerinnen und Mitschüler selbst, viele Freunde von unseren anderen Söhnen, viele unserer Freunde und Geschäftspartner, viele Freunde von Maxis Rollenspielrunde, Nachbarn, Verwandte und Bekannte: Ihnen allen möchten wir auf diesem Wege unseren herzlichen Dank für Ihre Anteilnahme sagen.

 

Hey Maxi!                                   29.01.02

Es tut mir so leid! Ich hätte deine e-mail ernst nehmen sollen, aber ich war so naiv und hab' echt gedacht, du machst das nicht. Aber wieso? Du warst doch gut in der Schule und sonst ging's dir doch auch gut, oder nicht? Wieso hast du mir denn nichts erzählt? Wir waren doch gute Freunde...

Ich bereue es jetzt so, dass ich mich nicht öfter mit dir getroffen habe. Irgendwie glaube ich, dass das alles meine Schuld ist, weil ich mir mehr Sorgen um dich hätte machen müssen. Ich versteh' einfach nicht, wie du DIR, deiner Familie und deinen Freunden soetwas antun konntest!

Jetzt weiss ich noch nicht mal, wo ich hingehen kann, um dir wenigstens etwas näher sein zu können?!

Es tut mir so schrecklich leid!!!

Bye, Claudi

ICH WERDE DICH NIE VERGESSEN!

- Du warst der wundervollste Mensch, den ich kannte -

(Diesen Brief schrieb uns Claudia C. (15), wenige Tage nach Maxis Tod)

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Sehr geehrte Familie H.,

Ich möchte Ihnen auf diesem Wege mein Beileid aussprechen.

Ich hatte das Glück, mit Ihrem Sohn vier Wochen in den Vereinigten Staaten zu verbringen. Es war eine wunderbare Zeit, die ich nie vergessen werde. In dieser Zeit ist Maxi zu einem guten Freund geworden. Er hatte in diesen Wochen immer ein offenes Ohr für mich. Maxi war eine außergewöhnliche Persönlichkeit, er wußte immer ganz genau, was er wollte. Ich erinnere mich noch gut daran, wie er immer von seiner Captain Gainway erzählte oder wie er in den höchsten Tönen von seiner Spielbar geschwärmt hat. Aber auch Sie, seine Familie spielte eine große Rolle für ihn. Ich werde sein Funkeln im Auge immer in Erinnerung behalten, als er das Paintbush-Bild von Ihnen fertigen ließ.

Ihr Sohn wird in meinem Herzen immer einen Platz haben. Meine Erinnerungen an Maxi werden niemals erlöschen.

Ich möchte Ihnen nochmals mein tiefstes Mitgefühls aussprechen. Maxi war einer der nettesten und intelligentesten Menschen, die ich je getroffen habe. Ich werde immer an ihn denken.

Mit freundlichen Grüßen Daniel F.(16) 

 

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Von der Schulleiterin erreichten uns folgende Zeilen:

Sehr geehrte Frau H., sehr geehrter Herr H.,

mit großer Erschütterung und Trauer erfuhren wir von dem plötzlichen Tod Ihres Sohnes, unseres Schülers und Mitschülers Maximilian. Maximilian hatte sich mit seinem intelligenten, fürsorglichen Wesen und seinem hilfsbereiten Verhalten viele Freunde erworben. Als Klassensprecher hat er sich immer für die Belange seiner Mitschüler eingesetzt. Mit ihm haben wir einen wertvollen jungen Menschen verloren. Im Namen der Schulgemeinde der Goetheschule möcht ich hiermit Ihnen unsere tiefempfundene  Anteilnahme aussprechen.

 

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Vom Schulleiter seiner Grundschule:

Liebe Familie H.,

Ihnen mein tiefstes Beileid auszusprechen, ist das Einzige, was mir zu tun bleibt. Ich erinnere mich noch an Ihren Sohn Maxi zur Grundschulzeit. Er war mir in der Klasse von Frau Sch. als ein aufgeweckter, anhänglicher, auf Menschen zugehender, fragender Schüler bekannt. Was war der Sinn seines Lebens? Den er scheinbar gefunden zu haben scheint. Hat er mit seinem Tod dem Tode ausweichen wollen? Fragen, die aufkommen und uns vor Rätsel stellen. Ich wünsche Ihnen in Ihrem Leid und in Liebe zu Ihrem Sohn Maxi viel Kraft für die kommende schwere Zeit.

 

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Von seiner Englischlehrerin aus Klasse 5 und 6:

Liebe Familie H.,

sein Name springt mir ins Gesicht an diesem Morgen des 22. Januar, und ich denke, das kann doch nicht sein, dass es dieser Maxi ist, der mir in der 5. + 6. Klasse mit soviel Frische entgegentrat, mit soviel Offenheit im Gesicht, so vielen neugierigen Fragen und manchen verblüffenden Antworten! Aber es war dieser Maxi, ist dieser Maxi. Wenig weiß ich von den Hintergründen, aber das Wenige bestürzt mich tief, macht mich fassungslos und die Fragen lassen mich nicht los, was in ihm geschehen sein muß, um diesen Schritt zu gehen. Aber da bin ich nur von allen eine. Ich möchte Ihnen meine Anteilnahme aussprechen und in Ihrem Schmerz und in Ihrer Trauer - ganz besonders von dem Einen, dessen Ratschluss jeder in seinem eigenen Schicksal annehmen muss, in dem Glauben, dass er einen Sinn hinter sich birgt auch wenn er im Augenblick so gar nicht einsichtig und annehmbar scheint. Die Worte des "einsamen Dichters" in Ihrer Anzeige sind Weisung genug. Möge Maxi, über die Brücke seiner Entscheidung gegangen, zu der Lebensweise gelangt sein, die er gesucht hat.

Traurig im Herzen,

R.S. 

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von Maxis Klavierlehrer:

Liebe Familie H.,

ein Lebensweg ist nach unser aller Vorstellung viel zu früh zu Ende gegangen. Tief bewegt nehme ich Abschied von Maxi, nehme ich Abschied von unserer gemeinsamen Liebe zur Musik. Doch eins kann uns keiner nehmen: er wird für mich weiterleben in der Musik, für die ich versucht habe, ihm Ohren und das Herz zu öffnen.

In tiefer Verbundenheit

V.S. und Familie

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von seinen Klassenkameraden:

Liebe Familie H.,

mit großer Betroffenheit und tiefer Trauer haben wir vom Tod Ihres Sohnes erfahren. Wir haben einen außergewöhnlichen Menschen und guten Freund gekannt und nun leider verloren. Wir werden ihn nicht vergessen! Ihnen wünschen wir neue Kraft, um mit dieser Situation umzugehen und irgendwann in den Alltag zurückzukehren.

Klasse 10 a :

Michael, Alexander, Matthias, Haile, Faruk, Christian, Martina, Eva, Stephanie, Nadine, Monica, Martina, Jennifer, Tina, Özlem, Jörn, Nick, Markus, Victoria, Corinna, Christine, Inga, Daniela, Alessia, Aritso, Larissa, Markus.

 

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von der Schulervertretung der Goetheschule:

Liebe Familie H.,

Maxi wird immer seinen Platz bei uns behalten. Wir werden ihn nie vergessen.

Im Namen der Schülervertretung

1. Schulsprecherin Sabine R.

 

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von einem fremden Herrn, der Maxis Traueranzeige in der Zeitung gelesen hatte:

Sehr geehrte, liebe Familie H.,

als ich im Januar Ihre Anzeig über den Heimgang Ihres Sohnes Maxi las, bekam ich einen großen Schrecken - im Bewußtsein des Verlustes für Sie und die ganze Familie - ja, und obwohl wir uns nicht persönlich kennen, saß ich in der Küche und mußte spontan weinen, mittrauern...! Ich zündete daraufhin eine Kerze für Ihren Sohn Maxi an und las gesammelt sein Gedicht zum Sterben, seine Gedanken dazu, worin er Ihnen und allen Menschen, die ihn kannten, Trost vermittelnd um die große Trauer wissend.

Was für ein tiefsinniger, junger Mensch ist Ihr Sohn Maxi und wird so durch seine Gedichte - Aussagen mit Ihnen weiterleben, unter Ihnen sein.Er ist zum Engel geworden, welcher den hinterbliebenen Trauernden zur Seite stehen will - dies jedenfalls lese ich in seinen Gedichten!!! Ich hätte Ihren Sohn gerne zum Gedankenaustausch zwischen "Jung und Alt" kennengelernt..., denn vieles sagt sich in seinen Gedichtszeilen "Die Träne".

Schade auch, nicht mehr von seinen Werken lesen zu können, dem einsamen Dichter Niarn - Dichter sind beim Dichten (der Worte, Begriffe, das Sehen und Erleben) meistens allein, nicht einsam.

Dies schreibt Ihnen ein bald 60-jähriger Dichter - welcher oftmals nur in dieser Form sich und die Welt begreifbar machen kann. Und so möchte ich diesen Brief meiner herzlichen und tiefen Anteilnahme an Ihrem Leid mit folgender Gedichts-Aussage beenden:

Der Tod ist nie das Ende -

er ist Anfang von Leben,

was wir noch nicht kennen...

Der Weg, der noch ungewisse,

führt uns ins Land des Erkennens,

des Verstehens, des Verzeihens...

aber zuvor sind wir noch in dieser Welt von Unreife,

sie zu durchwandeln hat seinen Sinn,

der uns zum Sehen bringt...

Herzliche und anteilnehmende Grüße an die ganze Familie H. in tiefer Verbundenheit der Trauer, Ihr Manfred S.

(Ich habe Herrn S. einen Brief zurückgeschrieben und bin immer noch ab und zu mit ihm in Verbindung. Er hat mir sehr geholfen, den Weg zur Suizidberatung und zum VEID - Verwaiste Eltern in Deutschland- zu finden. Er hat mir noch sehr oft geschrieben und seine Gedanken und Worte haben mich oft getröstet. An dieser Stelle, lieber Manfred, meinen ganz, ganz herzlichen Dank)

Veid

 

An Maxis Todestag:

Ein Blumenstock mit vielen Kärtchen drangebunden von Maxis Freunden aus seiner geliebten Spielbar 

Texte der Kärtchen:

  • In tiefer Anteilnahme, Marko S.
  • von allen, die für ihre Trauer, ihre Bestürzung keine Worte finden können: Merlin, Axel, Markus, david, Martin, Markus, Marco, Benny, Martin, Julien, F.S.,S., Thorsten.
  • Das Loch in unseren Herzen, das du gerissen hast, kann nur unsere Erinnerung füllen. In liebevoller Erinnerung Frauke und Björn
  • Ich wünschte, dass Maxi das ausgesprochen hätte, was er als Niarn niedergeschrieben hat. In tiefer Anteilnahme Thomas V.
  • Ich fürchte, ein Mensch hat eine Lücke in meinem Herzen hinterlassen, den ich offenbar nicht wirklich gekannt habe. Der Maxi, der sich mir dargestellt hat, wird mir fehlen. Hauke

 

von Lena, unserm lieben Nachbarsmädchen (inzwischen 22 Jahre alt):

 

...es ist ein trauriger Anlass, dass ich in die seltene Situation komme, Euch einen Brief zu schreiben. Der plötzliche Tod von "dem kleinen Maxi" - der bei uns in der Familie wohl immer der "kleine Maxi" bleiben wird, da dies die Zeit was, wo wir ihn täglicherlebt haben - hat mich sehr erschüttert, ich war fassungslos. Dieter hat mir von Eurem Besuch erzählt und auch von seinen Büchern, die Euch hoffentlich ein wenig Aufschluß geben und Euch von einem plagenden Unverständnis befreien, fofern dies überhaupt möglich ist, wenn es um den frühen Tod eines Menschen geht, den wir lieben.

Maxi hat die uns allen freistehende Entscheidung, nämlich über unser eigenes Leben oder den Tod zu entscheiden, für sich getroffen. Er hat sich für den Tod entschieden. Es fällt so schwer, dies zu akzeptiern. Doch er hat sich bewußt auf seinen Tod vorbereitet, er hat ihn scheinbar als "Weg" begriffen.

Ich habe versucht, mich an die Zeit zu erinnern, als ich 15 war und versuchte, mich irgendwie in dieser Welt zu verorten und mich kritisch als eigene Person wahrzunehmen. Es ist nicht einfach und da man noch so offen auf das Leben zumaschiert, liegt auch der Gedanke an den Tod nicht fern. Es ist eine gefährliche Zeit, in der man sich auch nicht helfen lassen kann und will.Gerade die Eltern will man dann gar nicht an sich heranlassen, oder überhaupt die Familie.

Ich habe Maxi die letzten Jahre selten gesehen, und wenn nur kurz auf der Straße. Ich habe ihn einfach sehr gemocht, es hängen viele Kindheitserinnerungen an ihm. Unsere Familien kennen sich in meiner Erinnerung schon immer und immer habe ich mich bei Euch willkommen gefühlt, was wunderschön ist.

Sein Tod ist für mich wie ein Warnzeichen. Zuoft kreiert man Selbstbilder, die man nach außen trägt, die vielleicht der aktuellen Situation im Inneren kaum entsprechen. Und dann kostet es Kraft, diese vor sich selbst aber auch vor Anderen zu ändern. Ehrlich sein vor sich selbst und vor anderen, authentisch sein, auch wenn es nicht immer die Schokoladenseite ist, ist schwer. Das ist es, was ich an seinem Tod verstehe, auch wenn ich seinen Tod nie verstehen werde.

Ich wünsche Euch allen, einzeln und zusammen viel Kraft für die nächste Zeit und dass ihr Euch die dunkle Seite, die Trauer und Einsamkeit zugestehen könnt und sie nicht nur in verschlossene Bücher schreiben müßt.

Es drückt Euch ganz fest Eure Lena

 

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